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Man kann natürlich auch sofort zum Porsche-Händler gehen und sich einen modernen Porsche Cayenne kaufen. Ein wahres Schlachtschiff. Es hat extra Batterien unter der Rücksitzbank, damit auch vor Motorstart der Fahrersitz elektrisch auf die eigenen Position eingestellt wird, unendlich viel Elektronik, Unmengen an Datenmengen pro Minute, es wird so ziemlich alles unterstützt. Der Schulterblick fällt eh weg, es gibt Abstandswarngeräte und Rückfahrkamera für´s Einparken, Servolenkung, elektronische Gasregelung, Schlupfregelung, ABS, Spurassistent, elektronisch abgestimmtes Fahrwerk, Abstandsradar und was sonst noch so alles möglich ist. Sogar die Kofferraumklappe fährt elektrisch zu … und was passiert mit einem dann selbst über die folgende Zeit? Genau, wir verlernen alles! Sich umzudrehen, was es bedeutet ein Auto mit vier Kontaktflächen schnell durch die Kurve zu steuern ohne dass es ausbricht, der Fuß sensibel am Gaspedal, der Körper spürt es im Sitz und beide Hände sind an der direkt-mechanischen Lenkung, es wird gespürt was Haftreibung ist und Querbeschleunigung. Die Augen sehen die Straße und alle Sinne im Körper arbeiten zusammen … Ganz nebenbei ist das ein verdammt geniales Gefühl und Erlebnis und bleibt in Erinnerung. Es macht Spaß, es bringt Leidenschaft und verlangt nach Wiederholung. Eine Kurvenfahrt mit einem Cayenne reizt mich nicht, im Gegenteil, da hätte ich auch irgendwo auf den Autopilot-Kopf drücken können – langweilig.

Aber würde sich jetzt irgendjemand ohne Führerschein in einen Cayenne setzen ? … okay, es geht mit Führerschein natürlich schneller – im Prinzip sofort, aber bei einem alten 911er dauert es länger und vor allem ihn bei Kurvenfahrt zu beherrschen, das bedeutet schnell mal zwei bis drei Jahre Fahrpraxis oder sogar mehr. Bricht der Wagen in der Kurve aus, steuert der Unerfahrene im Cayenne hektisch mit Gewalt zurück, der Wagen bricht dann völlig aus oder fängt sich und fliegt übersteuert auf der anderen Straßenseite nicht mehr abfangbar raus … der 911er bricht aus, etwas stärkeres Einschlagen der Lenkung, etwas mehr Gas – bestimmende Zärtlichkeit eben – und er fängt sich etwas „slidend“ wieder … alles mal auf einem gro0en Platz geübt, um Pylone herum getestet und einfach dort mal gespielt oder auf einer Rennstrecke langsam über Monate rangetastet. Die Fahrt geht weiter!

Der Cayenne ist auf der anderen Straßenseite die Böschung runter, über die Wiese, ein paar kleine Bäume umgemäht, Fahrwerk runiniert, zweimal überschlagen, acht Airbags haben ausgelöst, einer hat den Fahrer wegen einer Fehlfunktion fast erschlagen – aber die Rettung ist schon unterwegs, dank Emergency-Call-Funktion … für den Fahrer sind erstmal sechs bis acht Wochen Krankenhaus und Reha angesagt.

Was hat das ganze jetzt mit dem Laufen zu tun?

Gehe ich als Läufanfänger (eben nicht Fahranfänger, sondern Laufanfänger) in ein Laufschuhgeschäft, kaufe mir das Modell mit den meisten Stützen, Führungen, Stabilität, dicke und dämpfende Sohle – alles hat einen geradzu singenden, englischen Namen – dann gehe ich raus, besorge mir irgendeinen Trainingsplan „aus dem Internet“ oder aus einer SocialMedia-Gruppe angepriesen vom Ich-habe-schon-92-Marathons-gelaufen-Karl und laufe los. Eine weitere Möglichkeit ist eine „Lauf-App“, die mir alles was ich machen soll fröhlich über Stöpsel ins Ohr trällert, auch dass ich in Kurven regelmäßig einfach mal hoch-intensiv-frequentierend Vollgas geben soll. Es läuft. Ein Weile, dann ist eine Kurve zu eng und was dann folgt kennen viele – Verletzung und Pause.

Lerne ich Laufen in allen Fassetten, also mit einem schlichten Laufschuh ohne Stützen und nur wenig Führung und wenig Sohlenstärke (kein Fivefinger oder nur Sandale, sondern Schuh) – also quasi so ehrlich wie ein alter 911er – dann lerne ich den Untergrundspüren, ich merke, wenn die Laufschuhsohle keinen Halt mehr hat und steure hier eben mit Körper und freien Extremitäten gegen, die Sinne werden genutzt. Sie sind entwickelt und die Agilität – sprich ich habe zu einer Körperwahrnehmung auch ein entsprechend passendes Bewegungsmuster aus der Vergangenheit gelernt, was ich mit gut ausgeprägten Koordinativen Fähigkeiten, wie hier z. B. Differenzierungs- und Reaktionsfähigkeit, dann ausführe und im weiterem einfach weiter laufe. Genau diese Dinge gibt mir weder der Laufschuhverkäufer, noch sind sie im Schuh integriert – die muss ich lernen. Auch die Ausdauer und die Pferdestärken bekomme ich nicht einfach so und die Stabilität des Fahrwerkes dauert fast noch länger.

Wenn ich meinen Körper mit einem Lauftraining fordere, habe ich selber die Verantwortung meinen eignen Körper zu unterstützen – in allem was er benötigt. Es gibt keine Hilfsmittel oder Abkürzungen!

Ein qualifizierter Laufschuhverkäufer, ein Lauftrainer, ein Athletiktrainer, ein Arzt, ein Physiotherapeut unterstützen in diesem Prozess – aber die Verantwortung liegt bei Dir selbst!

… und jetzt das Video nochmal anschauen, mit Sound! „100% Nanny free“

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